Eine wirklich gute Nachricht! Die stolze Summe von 777.500 Euro will die Stadt Hannover nun in die Hand nehmen, um am Raschplatz die Probleme tatsächlich nachhaltig in den Griff zu bekommen. Im Sommer hatte man versucht, mit einem Sport- und Eventanangebot den Platz wieder attraktiver zu gestalten. Die Obdachlosen und Drogenabhängigen durften nicht mitspielen, die Junkies und Trinker mussten sich andere Plätze suchen. Das Konzept ging insofern auf, dass die Sportangebote gut gebucht wurden und auch die Events ein schöner Erfolg waren. Mallorca-Star Micky Krause lockte Tausende hinter den Bahnhof – mein Gott, was hatten wir einen sitzen an dem Abend.
Die Lehre aus den Event-Wochen ist nun relativ klar. So ein Angebot findet erstens Nachfrage und die Aktivitäten auf so einem Platz vertreiben zweitens die problematische Klientel, zumal wenn mit einem Sicherheitsdienst unterstützend für Ordnung gesorgt wird. Allerdings ist drittens auch deutlich geworden: Enden die Angebote, kehren die Probleme sofort zurück, eine nachhaltige Vertreibung der Problemmenschen ist also nur möglich, wenn die Angebote niemals enden und sich die Nachbarschaft zeitgleich mit ausreichend Bauzäunen auststattet.
Was natürlich keine nachhaltige Lösung sein kann, denn solche Angebote verlieren nach dem ersten Hype mit der Zeit meistens an Attraktivität, dazu sind Sportaktivitäten ja auch immer vom Wetter abhängig. Und neben Sommer und Winter, mit Sonnenschein und Kälte, kennen wir in Deutschland eben auch Herbst und Frühling mit Schmuddelwetter – niemand hat dann Lust auf Basketball.
So hat man nun die Konsequenzen gezogen und nimmt noch einmal 777.500 Euro in die Hand, um nachhaltig nachzusteuern. Man kehrt zurück zum Ansatz der aufsuchenden Hilfe. Geplant sind unter anderem transportable Hygienestationen, die am Raschplatz dafür sorgen, dass Obdachlose und andere Hilfsbedürftige mit ein bisschen Privatsphäre zum Beispiel duschen können.
Unterstützen will man gleichzeitig auch alle bereits etablierten Hilfsangebote, um die medizinische Grundversorgung zu gewährleisten, aber auch, um die Versorgung mit ausreichend Nahrung zu garantieren. Eine Zusammenarbeit mit den Restaurants und Supermärkten vor Ort bietet sich hier natürlich an. Die Gespräche laufen. Ganz wichtig ist nicht zuletzt natürlich auch die direkte Unterstützung der Hilfsbedürftigen durch aufsuchende Beratung und Betreuung, um bei der Suche nach Therapieplätzen, nach Unterkunft, nach Arbeit zu unterstützen. Und um der Stigmatisierung der Menschen entgegenzuwirken, die sich bisher gerne auf dem Raschplatz versammelten, plant die Stadt begleitend eine Informationskampagne, um die Öffentlichkeit für die Probleme von Obdachlosen und Drogenabhängigen zu sensibilisieren und Vorurteile abzubauen. Wer weiß, vielleicht führt das sogar zu noch mehr ehrenamtlichem Engagement und womöglich wird auch gespendet. „Es liegt ja auf der Hand, was zu tun ist. Wir müssen die Bedürfnisse und Wünsche der betroffenen Personen erkennen und die Hilfsmaßnahmen entsprechend anpassen. Das funktioniert natürlich nur im engen Schulterschluss mit den bereits vor Ort aktiven gemeinnützigen Organisationen und Freiwilligen. Wir müssen einfach alles tun, um die Lebensbedingungen dieser Menschen zu verbessern. Wenn das gelingt, löst sich unser Problem langfristig quasi automatisch“, so ein städtischer Mitarbeiter, der seinen Namen aber nicht nicht der Zeitung lesen möchte. „Da sind ja viele beteiligt, nicht nur ich allein.“
Ein bescheidener Überbringer guter Nachrichten. Das akzeptieren wir gerne. Entwarnung können wir an dieser Stelle übrigens auch geben. Dass die Stadt von den 777.500 Euro etwa 350.000 Euro abzwacken will, für eine eisfreie Schlittschuh-Lauffläche plus Curling-Bahn, eine sogenannte Glice-Fläche (sehr glattes Plastik) auf dem Raschplatz, um den hiesigen, etablierten Angeboten Konkurrenz zu machen, ist natürlich total absurd und nur ein Gerücht …
Das ist ein Beitrag aus dem aktuellen
