Inmitten der städtischen Anonymität gibt es eine Gruppe, die oft übersehen wird: obdachlose Frauen. Trotz ihres unsichtbaren Daseins stellen sie etwa 20 Prozent der Menschen ohne festen Wohnsitz dar. Ihre Geschichten sind von Härte, Verlust und einem ständigen Kampf geprägt.
Eine unsichere Zuflucht
Heidi, 49 Jahre alt, hat diese Realität selbst erlebt. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes rutschte sie in die Obdachlosigkeit. „Ich wusste nicht, wo mir der Kopf steht“, erzählt sie. Briefe wurden ungeöffnet gelassen, und irgendwann kam die Kündigung der Wohnung. Heidi fand sich an einem U-Bahnhof wieder, der für sie mehr als nur eine Haltestelle wurde. Hier lebte sie zweieinhalb Jahre lang.
Frauen sind besonderen Gefahren ausgesetzt
Das Leben auf der Straße ist hart, besonders für Frauen. Sie sind nicht nur den gleichen Herausforderungen wie Männer ausgesetzt, sondern stehen oft vor zusätzlichen Gefahren wie Gewalt und sexuellen Übergriffen. Heidi hatte Glück: Sie fand in einem anderen Obdachlosen und ihrem Hund Schutz. Doch nicht alle Frauen haben dieses Glück.
Unterstützung durch Hilfsorganisationen
Die Berliner Stadtmission fand Heidi und half ihr, einen sicheren Platz zu finden. Barbara Breuer, Sprecherin der Einrichtung, betont, wie bemerkenswert es sei, dass Heidi trotz ihrer schwierigen Zeit klaren Verstand bewahrt hat. Viele Frauen leiden unter psychischen Problemen, die durch die ständige Bedrohung auf der Straße ausgelöst oder verstärkt werden.
Kinder und Obdachlosigkeit
Frauen auf der Straße tragen oft eine zusätzliche Last: ihre Kinder. Heidi musste ihre drei Kinder in einer Kriseneinrichtung unterbringen, was ihr das Herz brach. „Ich konnte sie doch nicht auf die Straße mitnehmen“, sagt sie mit Tränen in den Augen.
Der Weg zurück in die Gesellschaft
Trotz der Schwierigkeiten gibt es Hoffnung. Projekte wie „Housing First“ bieten obdachlosen Menschen zuerst eine Wohnung an, bevor sie andere Probleme angehen. Heidi hat es geschafft, einen Platz in einem solchen Projekt zu bekommen. Bald kann sie mit ihrem jüngsten Kind in eine neue Wohnung ziehen.
Hoffnung und ein neues Zuhause
Heidi freut sich auf ihr neues Zuhause, darauf, ihre Kinder wieder bei sich zu haben und auf die Möglichkeit, ihre Tür hinter sich zu schließen. „Man denkt nicht daran, den Mut zu verlieren. Man macht einfach weiter“, sagt sie. Ihr Weg zurück in ein normales Leben beginnt gerade erst, aber ihre Entschlossenheit ist ungebrochen.
Heidis Geschichte steht stellvertretend für viele Frauen, die trotz aller Widrigkeiten nicht aufgeben. Sie zeigt, dass Unterstützung und ein wenig Glück den Unterschied zwischen Überleben und einem Neuanfang ausmachen können.
Quellenangabe: HAZ vom 07.01.2025, Seite 2